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Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz

So lautet der Titel des Abschlussberichtes, den im Auftrag des Bundesinnenministeriums der „Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit“(UEM) 2023 vorgelegt hat. Das Ergebnis kurz zusammengefasst: Muslimfeindlichkeit ist in großen Teilen der Bevölkerung anzutreffen, etwa jede/jeder Zweite stimmt muslimfeindlichen Aussagen zu. Diese Feindschaft führt zu gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung.

Im Folgenden werden Aussagen des Expertenkreises in Kürze vorgestellt, sie finden sich in der Zusammenfassung der Erkenntnisse (Seiten 8- 15), ohne die Zitate eigens kenntlich zu machen.

  • Muslimfeindlichkeit stellt kein gesellschaftliches Randphänomen dar, sondern ist in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung verbreitet und hält sich seit vielen Jahren auf einem beständig hohen Niveau.

  • Der Islam wird oft pauschal mit Gewalt, Extremismus und Rückständigkeit verknüpft und dementsprechend Muslim*innen eine Affinität zu Gewalt, Extremismus und patriarchalen Wertvorstellungen unterstellt.

  • Problematisch ist die Gleichsetzung von muslimischer Frömmigkeit mit Fundamentalismus, die mit massiver Ablehnung religiöser Ausdrucksweisen von Muslim*innen einhergeht.

  • Die Erfahrung von Abwertung, Diskriminierung und Anfeindung gehört zum Alltag vieler Muslim*innen.

  • Untersuchung bundesweiter Lehrpläne und Schulbücher zeigt, dass der Islam überwiegend im Kontext von Konflikten thematisiert wird und Schüler*innen muslimfeindlichen Positionen und Narrativen ausgesetzt sind.

  • Nach einer repräsentativen Studie treten der Islam und Muslim*innen in den großen deutschen Medien – Presse wie auch Fernsehen, lokal wie auch national ausgerichtet – nach wie vor insbesondere in negativen Themenkontexten in Erscheinung

  • Es zeigt sich eine zu starke Fokussierung auf Muslim*innen als Verdachtsfälle und Sicherheitsrisiken statt sie auch als Opfer von Rassismus wahrzunehmen

Der UEM kommt zu dem Ergebnis, dass die AfD die einzige Partei im Deutschen Bundestag mit einem Manifest muslimfeindlichen Programm ist.

Muslimfeindlichkeit lässt sich ebenfalls in Kunst und Kultur feststellen. Eine Analyse der Islamdarstellung im deutschsprachigen Film zeigt, dass knapp 90 Prozent der untersuchten Filme einen thematischen Negativbezug aufweisen. Im Mittelpunkt stehen Geschichten über Terroranschläge, Radikalisierung, Kriege und Frauenunterdrückung, womit sich die filmische Themenpalette des Islams auf wenige Konflikt- und Krisenthemen verengt.

Positiv hervorgehoben wird, dass der interreligiöse Dialog in seinen vielgestaltigen Dimensionen hierzulande etabliert ist, wenn auch nicht immer die Voraussetzung der Augenhöhe gewährleistet ist.

Der UEM beschließt seinen Bericht mit zwanzig Handlungsempfehlungen, u.a. die Einrichtung eines fachlich breit aufgestellten Sachverständigenrats und die Ernennung einer/eines Bundesbeauftragten für die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit, die Etablierung von rassismuskritischen, diversitäts- und religionssensiblen Fort- und Weiterbildungen für verschiedene Berufsgruppen und allen relevanten Einrichtungen.

Für die Arbeit in der Christlich-Muslimischen Friedensinitiative Deutschland bedeuten die Erkenntnisse und Folgerungen, den bisher gegangenen Weg mit der Ausbildung von Friedensbot*innen und dem voneinander Lernen weiterzugehen und damit einen Beitrag zum friedlichen Miteinander im demokratischen Rechtsstaat zu leisten.

(Zusammenstellung: Werner Höbsch, September 2023)

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Veröffentlichung

So, 17. September 2023

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